Den Geistern entschwunden
Vergessen wir alles, was bisher über den Vertrag mit Media Spirit gesagt und geschrieben wurde. Es ist alles hinfällig. Die EAV ließ den Vertrag platzen und einigte sich stattdessen mit dem Musikriesen BMG. Was bleibt: Es wird ein Best-of-Album mit Produzent Peter Ries geben (VÖ und Tracklist noch nicht sicher), eine Tour ist weiterhin geplant. Was sich ändert: Ob God Bless America noch als Single rauskommt ist unklar und meiner bescheidenen Meinung nach so gut wie unwahrscheinlich, da das Thema durch ist und sich für eine intensive Promotion nicht mehr eignen würde.
Der Nachteil des neuen Vertrages: Die Kooperation mit RTL II fällt weg. Der Vorteil des neuen Vertrages: Die Kooperation mit RTL II fällt weg. Dies war laut EAV-World offenbar der springende Punkt für den Wechsel. Wie ich auf dieser Homepage bereits ansprach, finde auch ich, dass das Umfeld von RTL II nicht geeignet für die EAV ist, die Nähe zu Ballermann-Themen ist viel zu präsent. Die Geister, die die EAV rief, würden sie so nicht wieder loswerden.
Das ist das Gute an dem Wechsel zu BMG. Weniger gut ist, dass die EAV in diesem seit kurzem mit Sony Music zusammengeblähtem Musikkoloss nahezu untergehen könnte. Ob die EAV wohl alle künstlerische Freiheit hat? Ob BMG weiter Promotion machen wird, wenn das Best-of-Album nicht in die Top 50 kommt? Überraschend ist auch die Aussage von Klaus zu dem Media-Spirit-Vertrag. Er empfand die Vertragslaufzeit über zwei Alben zu lang (!). Mit BMG ist nur ein Album mit Option auf ein zweites vereinbart. Ist die EAV wirklich so vergrämt durch die Erfahrungen mit EMI (was Klaus als Argument anführte)? Oder stellt sich die EAV etwa selbst ein Ultimatum, eine letzte Chance, an die großen Erfolge anzuknüpfen? Will die EAV im Falle des Scheiterns nicht mehr weitermachen? Das ist freilich alles Spekulation ohne faktische Untermauerung. Aber die nachdenklichen Aussagen letzten Jahres, in denen die EAV über das Aufhören nachdachte, sind noch im Gedächtnis.
In Sachen Promotion tun sich beim neuen Vertrag neue Dimensionen auf: Hinter BMG steckt viel Macht, Geld und Einfluss. Insbesondere ist Bertelsmann an der RTL Group beteiligt. Auftritte bei RTL wären also durchaus denkbar, ebenso Werbung für die CD. Die Konzernmutter von BMG, die Bertelsmann AG, ist übrigens dafür bekannt, sehr solide und konservativ zu sein. Thomas Middelhoff, der Bertelsmann in der Neue-Markt-Boom-Zeit leitete, wurde beispielsweise von der Bertelsmann-Patriarichin Liz Mohn kurzerhand rausgeschmissen, da er ihr zu progressiv und expansionssüchtig war (er kaufte zum Beispiel AOL und Motor, beide Käufe waren defizitär). Der berühmteste BMG-Mann dürfte Thomas Stein gewesen sein. Als Jurymitglied der RTL-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“ wurde er als treusorgender „Onkel“ bekannt (Stein zu einer Kandidatin: „Wenn ich Dein Vater wäre, würde ich mich schämen.“). Der ehemalige BMG-Deutschland-Chef wurde Anfang 2004 herauskomplementiert. Er war bekannt dafür, dass er den Betrieb nach Gutsherrenart leitete und sich gerne mal in die Produktion einer CD einschaltete („Da muss noch ein Klavierteppich drunter.“). In der RTL-Chart-Show äußerte sich Thomas Stein übrigens ausdrücklich positiv über die EAV (womit sein Sachverstand bestätigt zu sein scheint). Hat das sein Nachfolger etwa gehört? Zuletzt machte BMG mit der Mitteilung Schlagzeilen, die Verträge von weniger erfolgreichen Künstlern zu kündigen und sich mehr auf profitable Projekte zu konzentrieren. Wird es der EAV in einem solchen Umfeld kuschelig warm werden?
Update 1
Eine Nachricht auf intro.de vom 21.01.2005 schafft ein bißchen Klarheit. Darin steht:
Austropop? Ja, the next big thing! Unter dem Namen 'Austropop Kult' hat BMG eine neue Reihe mit Musik von österreichischen Künstlern gestartet. „Hier sind Künstler vereint, die Musikgeschichte geschrieben und mitgestaltet haben, und das nicht nur in Österreich“, heißt es in einer Pressemitteilung. Also Falco. Aber Wolfgang Ambros und Georg Danzer? EAV? Natürlich gibt?s visuelle Unterstützung vom ORF, dort läuft die gleichnamige Sendung, die daran gekoppelten CD-Veröffentlichungen der Ösi-Stars enthalten ihre zehn größten Hits plus drei Bonustracks. Passt scho.
BMG will also Austropop als neuen Kult promoten. Und von der Kooperation mit ORF war bisher auch noch nicht die Rede. Interessant!
Update 2
Laut EAV-World ist mit der Best-of „frühestens Juni 2005“ zu rechnen.
Autor: Alexander Mayer
Letzte Änderung: 12.02.2005