Skizzierter Coverentwurf
Irgendwann irgendwas? Pfeif drauf!
Eigentlich müsste an dieser Stelle eine konkrete Nachricht über einen ersten großen Meilenstein auf dem Weg zu neuen Veröffentlichungen der EAV stehen, angereichert mit vielen Details und einer ausführlichen Abhandlung über die Entstehung des neuen Songmaterials mit vielen Einblicken in die Art und Weise, wie Thomas Spitzer arbeitet. Die Reportage ist schon seit Tagen fertig und wartete nur auf den Knopfdruck zur Veröffentlichung. Die habe ich jetzt aber erstmal wieder auf Eis gelegt. Denn kurz bevor es konkret wurde, ist irgendwas dazwischen gekommen, eine Kleinigkeit. Und wenn man sich den weiteren Terminplan der EAV ansieht, ist klar: Das wird so schnell nichts mehr mit einem neuen EAV-Album.
Ab Ende Oktober absolviert die EAV wieder einen großen Tourblock der Best-of-Show. Hoffentlich behält sie das reichhaltige Programm aus dem Frühjahr bei und streicht nicht wieder wie im Sommer die interessanten neuen Nummern bzw. die aufgemöbelten alten Nummern zugunsten von alten zu Tode gespielten Hits. Da die Kürzung sich oftmals ergab, weil die EAV für ein kürzeres Programm vom Veranstalter gebucht wurde, bin ich aber ganz guter Dinge, dass uns die EAV hier nicht enttäuscht. Nur dass die Band die wunderbar witzige neue Textvariante von „Burli“ mit einer zu Fukushima umgetexteten Geschichte kein einziges mal spielte, nehme ich ihr bis heute übel. Trotz dieser Details ist ein Besuch eines EAV-Konzerts natürlich weiterhin ein uneingeschränkter Spaß. Ich habe mir jedenfalls schon voller Vorfreude Tickets gesichert.
Bespielt werden diesmal wieder interessante Locations, unter anderem die Wiege der EAV: Hamburg (Große Freiheit 36). Und ab Mitte November spielt die EAV zusammen mit „Die Seer“ und Reinhard Fendrich im Projekt „Best of Austria“ in Österreich. Die EAV beginnt den Abend (ca. 45 Minuten, Setlist noch unbekannt), dann lullen „Die Seer“ das Publikum ein, bis dann Reinhard Fendrich schmährockend abschließt. Ein Sampler zum Projekt ist bereits erschienen. Natürlich sind beim Sampler keine Live-Aufnahmen dabei, es handelt sich um die normalen Studiofassungen, wobei es bei der EAV die „100 Jahre EAV“ Produktionen sind.
Eine künstlerische Zusammenarbeit, die über diese drei Einzelblöcke hinaus geht, ist offensichtlich nicht geplant. Es ist wohl nicht viel mehr als ein aus kommerziellen Gründen entstandener Dreier. Für Geld nimmt man auch schon mal den wunderlichen Nachbarn mit unangenehmen Mundgeruch ins Bett. Wobei ursprünglich eine ménage à trois mit Wolfgang Ambros geplant war, der alte Grantler aber winkte schon im Vorfeld ab und gab jedem der Kollegen noch einen deftigen Spruch auf den Weg nach Hause mit. Aber mal ernsthaft gefragt: Mich würde interessieren, welche EAV-Hörer „Die Seer“ mögen und andersrum? Möglicherweise ist aber genau diese kleine Schnittmenge der Hörerschaft auch Teil der Strategie: Vielleicht möchte man sich neue Hörerschichten erarbeiten bzw. verloren geglaubte wieder holen. Eine Chance, drei sehr verschiedene Facetten des uneingrenzbaren Begriffs „Austropop“ live zu erleben, ist es allemal.
Thomas Spitzer ist zwar weiterhin bei dieser Best-of-Show nicht live dabei und kann sich den neuen Songs widmen, aber zum Einsingen der Songs wird nunmal ein Klaus Eberhartinger mit seinen unvergleichbar gesanglich-schauspielerischen Fähigkeiten benötigt und der rackert unermüdlich auf der Bühne. Er kann also vermutlich nicht, auch wenn er wollte, wovon der treue EAV-Freund natürlich ganz stark ausgeht! Thomas Spitzer war jedenfalls in den vergangenen zweieinhalb (!) Jahren keineswegs untätig, es wurde unermüdlich und mit viel Energie getextet, komponiert und produziert. Dabei hat Material mit mehr als drei Stunden Spielzeit Produktionsreife erfahren (plus viele Stunden weiterer Demos, Texte und Ideen) und bräuchte eigentlich nur noch im Studio endgültig produziert und aufgenommen werden. Wäre nur nicht das irgendwas. Mir ist schleierhaft, wie es die EAV überhaupt jemals geschafft hat, ein Album oder eine Tour fertig zu bekommen, denn irgendwas ist immer. Und wenn es keine organisatorischen Gründe sind, dann gibt es zwischenmenschliche Konflikte. Mal fühlt sich der eine in Stich gelassen, mal hat der andere ganz andere Vorstellungen, in welche Richtung die EAV gehen sollte. Konflikte hier wie dort, auch die EAV ist nicht vor gruppendynamischen Spannungen gefeit. Das gibt es überall, das muss man nicht überbewerten. Vielleicht muss der Himmel der Verunsicherung auf den Kopf fallen, bis sich alle wieder ihrer Stärken besinnt haben und einsehen: Wir sind doch letztendlich alle auf einander angewiesen und zusammen können wir es am besten.
Meine Vermutung ist jedenfalls: In diesem Jahr und Anfang nächsten Jahres wird nicht mehr viel passieren. Und wenn die EAV ein neues Tourprogramm spielen will (und das wäre toll!), dann ist eine Veröffentlichung eines neuen Albums im Frühjahr eher unwahrscheinlich. Also wieder einmal frühestens Herbst. Oder irgendwann. Und schon wieder spekuliert der Webmaster! Und während sich die EAV-Drehleier weiterhin durch die Lande spielt und Thomas Spitzer unermüdlich Songs im Studio produziert, verschwindet die EAV immer mehr aus dem Fokus der interessierten Köpfe. Irgendwann, wenn endlich mal wieder ein neues Album von der EAV rauskommt, wird sich die EAV erstmal wieder behaupten müssen. Der Schwung, der durch „100 Jahre EAV“ zweifelslos die Kassen ankurbelte, dürfte schon längst nachgelassen haben.
Um über die trockenen Monate der Verunsicherung zu kommen, die uns noch bevorstehen werden, könnt ihr wenigstens schon mal einen der ersten groben graphischen Entwürfe für das Cover des nächsten EAV-Albums bewundern. Geplanter Albumtitel: „Pfeif drauf“. Neben den Songs für das reguläre Album liegen Songs für ein weiteres Albums vor. Auch diese sind bereits soweit als Demo vorproduziert, dass man eigentlich nur noch die eigentliche Produktion starten müsste. Es soll ein Weihnachtsalbum voller schräger Songs über das besinnlich-irrsinnige Fest werden.
Der Neuigkeiten sind nicht genug, denn im EAV-Fan-Forum kann man sich schöne neue Entwürfe für die Tourplakate 2013 ansehen. Dass Thomas Spitzer sich mal wieder um die Tourplakete, die die letzten Jahre nicht mehr von ihm entworfen wurden und grafische Unfälle waren, kümmert, ist aller Ehren wert! Es zeigt, wie kreativ und produktiv er momentan ist, auch wenn die viele kreative Arbeit von ihm aus verschiedensten Gründen noch nicht den finalen Abschluss finden kann. Und freuen wir uns wenigstens über das einzige, das sich mit Sicherheit derzeit sagen lässt: Irgendwann wird es irgendwas Neues von Thomas Spitzer und der EAV geben. Für EAV-Verhältnisse ist das schon eine sehr präzise Aussage.
(Ich entschuldige mich dafür, dass die eigentlich interessante Information erst im letzten Absatz kommt. I did it for the Dramaturgie.)
UPDATE: Und als bedürfe es eines Beweises meiner vorsichtigen Unbestimmtheit: Thomas Spitzer findet jetzt einen anderen Coverentwurf besser geeignet. Gefällt auch mir besser als die Pfeife mit Prostatabeschwerden. (Vielleicht sollte das Motiv aussagen, dass das Album die Hits lässig beim Nachtröpfeln in den Schnee pinkelt? Mir gefällt der Zeichenstil jedenfalls.)
Autor: Alexander Mayer
Letzte Änderung: 14.10.2012