Anatomie eines Regensburger Hauses.
EAV-Konzertbericht: Gitarren an der Macht
Für's Stranzingergucken kann man schon mal nach Regensburg fahren. Reinhard Stranzinger ersetzt in den Sommerkonzerten bis Ende August Thomas Spitzer auf der Live-Bühne als Gitarrist. Das Wetter war so, dass die Wespen Spaß an meinem Spezi im Biergarten hatten, also perfekt. Spaß hatte auch die Hälfte der EAV in diesem Biergarten einer italienischer Pizzeria, die Obazdn führte. Die Globalisierung ist auch schon in der Oberpfalz angekommen. Die Musiker speisten am Tisch nebenan und genossen den Schatten. Zehn Ausfallschritte von der Pizzera entfernt befindet sich der Villapark, ein schmuckes grünes Fleckchen mitten in der Stadt mit stämmigen alten Laubbäumen, die Klaus Eberhartinger an Avatar erinnerten. An diesem von selbigen EAV-Sänger liebevoll „Märchenpark“ genannten Plätzchen spielte die EAV am 31.07.2010 um 19:30 Uhr vor einer großen Heerschar altersmäßig wie immer bunt gemischten Musikinteressierten.
Mein Blick auf die Uhr zeigte bereits 18:00 Uhr, der Blick auf die Eintrittskarte zeigte, dass jetzt Einlass wäre, mein Blick nach rechts zeigte jedoch noch die Hälfte der EAV am Tisch dinieren. Vor dem Eingang des Villaparks warteten bereits zwei lange Warteschlangen auf Einlass. Der Soundcheck schien jedoch erst jetzt zu beginnen. Nach einer Stunde und mittlerweile auch zunehmenden ärgerlichen lauten Zwischenrufen aus der Warteschlange wurde das schmiedeeiserne Tor geöffnet. „Wo sind denn die Barracks?“, kauderwelschte der Security-Mann beim Abreißen meiner Eintrittskarte in sein Headset. „Und wie sieht es denn mit der Photo Policy aus?“ hörte ich noch beim weggehen. Er hat bestimmt eine fancy Berufsbezeichnung á la „Security Manager for Human Ressource Baracks“ oder so.
Mit knapp halbstündiger Verspätung begann das Konzert mit dem Best-of-Programm 2010, das mit einer angenehmen Mischung aus neuem und altem Liedgut der EAV sowohl Gelegenheits- wie auch Hardcore-EAV-Liebhaber begeisterte. Das Tempo ist hoch und wird nur durch die Moderationen von Klaus Eberhartinger zwischen den Songs etwas gedrosselt. Meine ganze Aufmerksamkeit widmete ich dem Lebensabschnittgitarrenersatzpartner von Thomas Spitzer. Reinhard Stranzinger spielte routiniert die Rhythmusgitarre, manchmal auch Soloparts. Thomas Spitzers Spaß-Schrammeln fehlt natürlich, dafür klingt die Band mit Kurt Keinrath als reinem Leadgitarristen und Reinhard Stranzinger als klassischen zweiten Gitarristen noch voller, reichhaltiger. Die EAV ist mit Stranzinger mehr denn je eine Gitarrenband. Der satte Sound gefällt! Stranzinger übernahm sogar einige Gesangsparts von Spitzer und machte das gut.
Doch natürlich fehlt Thomas Spitzer. Er fehlt, weil er dazugehört. Er fehlt, weil er das Herz der EAV ist. Der Familie fehlt der Vater, der in der Fremde eine Auszeit nimmt. Distanz sorgt jedoch auch dafür, dass man sich umso mehr über das Wiedersehen freut. Wenn es nach mir geht, kann Thomas Spitzer gerne hin und wieder eine Pause einlegen und die Gitarre Reinhard Stranzinger übergeben. Solange er wiederkommt! Im Jahr 2010 ist das Wiedersehen bereits absehbar: Im September will er wieder auf die Bühne zurückkehren.
Pünklich nach zwei Stunden war das Konzert vorbei. Der Villapark war begeistert. Der Autor auch. Gute Nacht.
P.S.: Das Foto zeigt ein Regensburger Abbruchhaus, das sich ca. 300 Meter vom Villapark befindet. Es ist somit vollkommen konform mit der Foto-Policy des Konzertes. Es ist aber nicht konform zur Stimmung des Konzertes. Aber man kann ja nicht alles haben.
Autor: Alexander Mayer
Letzte Änderung: 16.08.2010