Angelika Express: Goldener Trash
„Böse Menschen haben meistens keine Lieder / Wo man kopiert da
lass dich ruhig nieder“
Zitat aus „Copyright Killer“ vom neuen Album von „Angelika Express“
Angelika Express hat abgeschlossen mit den Majors der Musikindustrie und produziert, verlegt, vermarktet und beherrscht sich selbst. Finanziert wurden die Produktions- und Promotionkosten des heute herausgekommenen neuen Albums „Goldener Trash“ von Fans und Liebhabern, die sich über ein Investment in die „Angelika Aktie“ einen von 500 Anteilen an 80% der Verkaufserlöse des Albums kaufen konnten.
Geboten bekommt der Hörer das, was man vom alten Erfolgs- und Einer-musste-es-ja-sagen-Song „Geh doch nach Berlin“ kennt: Knackiges und Gschmackiges in Musik, Parolen und Kapriolen in Text. Und der Schweinskopf im Booklet lässt den geneigten EAV-Liebhaber aufschluchzen. Der Angelika Express rast (wer hätte das Wortspiel erwartet?) von Up-Tempo zu Up-Tempo, von lauten Anklagen zu Slogan-Reigen. Ganz so stark wie der Opener „Was wollt ihr alle?“, in dem graue S-Bahn-Schlechte-Laune auf grelle neonfarbene Partypeople trifft, sind zwar nicht alle Songs. Aber hörenswert sind sie alle.
Zeit zum Durchschnaufen gibt es erst zum Schluss des Albums, als reduziert auf eine Gitarre die gute alte Liebe beschworen wird. „Ich schenke Dir die Zeit“ heißt es im Finale. Die Zeit ist der moderne Blumenstrauß. Bei Frauen und der Plattensammlung wird Robert Drakogiannakis, der Texter und Komponist der Band, ernst und lässt die Ironie auf dem Trümmerhaufen des Pops liegen. In Zeiten finanzieller Not verkaufte er in einer schwachen Stunde seine wertvolle Punk- und Wave-Plattensammlung und bereut es im Song „Platte für Platte“ bitterlich. Ich kann sein Wehklagen nachvollziehen. „Goldener Trash“ wird jedenfalls bei mir nicht im Trash oder beim Goldankauf (die nehmen sogar Zahngold!) landen.
Disclaimer: Ich bin „Angelika-Aktionär“. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich das Album hörenswert finde.
13.02.2009 — Autor: Alexander Mayer