Notizen über die allgemeine Verunsicherung

Brauner Bär (Medley)

Ja, meine Herrschaften,
wir bleiben in der Heimat.
Auf der Scholle.
Hier gibt es Blut, hier gibt es Boden.
Hier gibt es Berge und hier gibt es auch Zwerge.

Allerdings gibt es Zwerge,
von denen ich gemeint habe,
sie seien schon längst ausgestorben.
Mit nichten!
Sie haben sich nur kurz zurückgezogen
von der Bildoberfläche, in ihre Bergwerke.
Dort haben sie sich vermehrt
wie die braunen Knollenblätterpilze.
Aber jetzt kommen sie wieder,
a schöne Grupp'n, und einmal im Jahr
robben sie sich zusammen,
um die alten Bräuche wieder aufleben zu lassen,
die alten Geister zu beschwören
und dann sind sie 'nauf auf einen Berg,
zünden ein schönes Feuerl an, Sonnwendfeier,
und dann lauschen sie ergriffen
und mit erhobenen Armen den Worten
ihres großen Führerzwerges,
der bekannt geworden ist durch sein Motto:
Immer fröhlich, immer Haider,
auf dem Holzweg und so weiter!

Jörg, so heißt mein kleiner Gartenzwerg.
Jörg, der gern ein großer wär'.
Jörg, die bist und bleibst ein Gartenzwerg,
wärst so gerne Häuptling Brauner Bär!

Jurg, so heußt mein kleuner Gurtenzwurg.
Jurg, springt in die kulte Gurk,
Jurg, wirft alle Turken aus der Burg,
weil Schurken ham ma eh scho' g'nua!

Ahugahagahuga ...

Brauner Bär und eine Traube
Idioten, die ihm lauscht.
Geistig Blinde und auch Taube,
sind von seinem Wort berauscht.
Und er singt mit forschem Tone,
meist dem Volke nach dem Maul.
Welches fragt - dem Geist zum Hohne:
Großer Meister, was ist bei uns faul?

Da sprach der Häuptling der Ignoranten,
braun ist die Weste, hellblau ist mein Bluff
wenn wir die Tschuschen endlich aussi kannten
dann ham wir Plätze für Arbeit und Beruf!

An dieser Stelle möchte ich gerne einen
großen Österreicher zitieren, den Karl Kraus,
der einmal gesagt hat: „Nur in einem Land,
wo die geistige Sonne tief steht,
werfen Zwerge große Schatten.“

Bemerkungen

Dieses Lied handelt von Jörg Haider, dem ehemalige Parteiobmann der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), einer rechtspopulistischen Partei (Original-Zitate von ihm sind in „Valerie Valera“ zu hören). „Gurk“ ist ein Fluss in Kärnten, dem Heimat-Bundesland von Jörg Haider. Er ist dort auch Landeshauptmann. „Tschuschen“ ist eine abfällige Bezeichnung für die Bewohner der östlichen Nachbarländer Österreichs (vor allem bezogen auf das ehemalige Jugoslawien und die Türkei). Mit „aussi kannten“ (Kurzform für „aussi schmeißen kannten“) ist „rauschmeißen könnten“ gemeint. „Jurg, wirft alle Turken aus der Burg“ ist eine Anspielung auf die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert, die großen Schaden in Kärnten verursachten. Zur Verteidigung wurden unzähliche Burgen gebaut, die zum großen Teil noch heute existieren. „hellblau“ ist eine Anspielung auf die Parteifarbe der FPÖ.

In Kärtnen befindet sich das „Bärental“, in dem einst sehr viele Bären lebten. „Im Bärental liegen Besitzungen von Jörg Haider, dem Kärntner Landeshauptmann, der es von seinem Onkel in den 1980ern geerbt hat. Dessen Vater wiederum, Haiders Großonkel, hatte es während des NS-Regimes der Witwe des ursprünglichen jüdisch-italienischen Besitzers Roifer abgenommen. 'Republik Bärental' steht daher im politisch-satirischen Sprachgebrauch der Österreicher exemplarisch für Haiders Kärnten an sich bzw. für ein Österreich nach den umstrittenen Vorstellungen Haiders.“ (Zitat aus einem sehr interessanten Artikel in Wikipedia)

Beim Live-Auftritt mit diesem Lied ist im Hintergrund ein dreiarmiges Hakenkreuz zu sehen. Hier handelt es sich um ein so genanntes Triskel. Dieses uralte Symbol ist nicht nur auf der Nationalflagge der „Isle of Man“ zu sehen, sondern wird von den unterschiedlichsten Organisationen auf der Welt verwendet, unter anderem (aber nicht ausschließlich) auch von Rechtsextremen und neonazistischen Skinheads.

Der erste Teil („Gartenzwerg“) ist von Thomas Spitzer. Beim zweiten Teil („Brauner Bär“) handelt es sich um eine Coverversion von „Brauner Bär und weisse Taube“ von Gus Backus (Text: Hans Bradtke), welches wiederum eine Coverversion von „Running Bear“ von Johnny Preston (Text/Musik: J. P. Richardson) ist. Der dritte Teil („Der alte Häuptling“) ist eine weitere Coverversion eines Gus-Backus-Songs. Dieser heißt „Da sprach der alte Häuptling der Indianer“, der Text ist von Peter Wehle und die Musik von Werner Scharfenberger.

Karl Kraus war einer der bedeutensten österreichischen Schriftsteller und Satiriker und Gründer der legendären Zeitschrift „Die Fackel“.

Liedteile und Zitate

Dieses Lied enthält Zitate oder Textstellen der folgenden Lieder:

Tour-Programme

Diese Produktion wurde im Rahmen folgender Tour-Programme live gespielt: