Wilfried Scheutz: Tralalala
Ganz verschmitzt schaut er, der ungeschminkte Clown, aus dem Dunkel heraus. Er will noch einmal im Scheinwerferlicht stehen, um sein „Tralalala“ zu trällern: Wilfried Scheutz hat am 30.11.2012 ein neues Studioalbum namens „Tralalala“ veröffentlicht (erschienen auch in einer Limited Editon mit einer zweiten CD, auf der einige bekannte Hits enthalten sind). Wilfried Scheutz ist EAV-Freunden nicht nur durch seine Austropop-Karriere bekannt, er war auch Geburtshelfer der EAV und erster Sänger und „Banddompteur“ der EAV. Geschlagene 18 Jahre mussten wir auf ein neues Studioalbum von ihm warten. Mit seinem Sohn Hanibal Scheutz („5/8erl in Ehr'n“) als Produzenten hat sich nun der richtige Antreiber gefunden, um es nochmal zu wagen. Wilfried Scheutz, eines der großen unvollendeten Talente Österreichs, ist endlich bei seiner musikalischen Leidenschaft angekommen: Er und seine „Neue Band“, mit der er in den letzten Jahren sporadisch live auftrat, spielen Blues und Soul. Erdverbunden, melancholisch, autobiografisch, direkt, aber auch mit viel Groove und dabei audiophil produziert. Oder um es mit Wilfrieds Worten zu sagen: „Da groovt der ganze Berg, der ich inzwischen bin“.
Es geht in den Songs um seine Wiederauferstehung („Auf einmal g'spier i wieder was, i glaub i bin wieder da“), um alte Liebschaften, um das Leben. Lässig und optimistisch orgelt es bei „Tut gut“, hitzig-witzig überschlägt sich seine Reibeisenstimme bei „Hoch“, kriminalistisch trottet sein Kater Philipp in eine Mordsgeschichte und ganz smooth fragt er sich „Viel ist das nicht“. Zwei Songs sind bereits auf der CD-Beigabe zum Lyrikband „Buchstabenblues“ (2008) erschienen, wurden aber neu aufgenommen: „Franz“ und „Aus wenig wird net viel“, zwei Höhepunkte des Albums. Egal ob Chef des Sparkassenverbands oder Lottogewinner, „Horch zua, bei mia hoast Franz!“, heißt es bei „Franz“. Und bei „Aus wenig wird net viel“ singt er: „Niemand hat mich je gefördert, Talente, bist Du blöd, hätt' i g'habt zum Schweinefüttern, jetzt ist's zu spät.“ Dass Wilfrieds Stimme angeschlagen ist, hört man beim anrührenden Liebeslied „Du fehlst“. Das zerbrechliche der Stimme passt aber. „Liebe ist, wenn man weint“, drehorgelt es dann zum erbaulichen Abschluss des Albums, garniert mit einem Knödelsopran und einem beherzt schmetternden Chor.
Ein schönes Album ist es geworden. Anrührend und herzlich. Der alte Grantler ist sentimental geworden. Spendieren wir doch dem alten Grantler ein Tränchen. Ein Tränchen der Freude, dass er wieder da ist. Und auf dass er nicht so schnell wieder geht.
(Wer sich für das umfrangreiche und abwechslungsreiche Schaffen von Wilfried interessiert, dem sei unsere epische Podcast-Folge #13 über das Gesamtwerk von Wilfried empfohlen.)
11.12.2012 [Forum] — Autor: Alexander Mayer